15.03.2015
Kurzintervention auf der Konferenz der Friedensbewegung am 14. März 2015 in Frankfurt am Main
(Manuskript)
Aus aktuellem Grund sah ich mich veranlasst auf der Konferenz der Friedensbewegung in Frankfurt am Main am 14.03.2015 gleich zu Beginn der Generaldebatte mit einer Kurzintervention einzugreifen. Der Eingriff bezog sich auf zwei Artikel in der taz, die am Vortag der Konferenz öffentlich wurden:
Interview der taz mit Monty Schädel
taz Artikel: Neurechte Friedensbewegung – Tausend mal berührt
Nachfolgend das auf der Anreise nach Frankfurt dafür angefertigte Manuskript. Da ich teilweise frei sprach, wich der wörtliche Vortrag von diesem leicht ab.
Der Diskussionsbeitrag fand unter den etwa 150 Teilnehmenden der Konferenz ganz überwiegend Zustimmung.
***
Guten Tag! Mein Name ist Andreas Grünwald. Ich komme aus Hamburg. Ich bin seit den 1980er Jahren in der klassischen Friedensbewegung aktiv. In unterschiedlichen Gruppen, seit einiger Zeit auch im Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung e.V.
Seit fast 40 Jahren bin ich aber auch Mitglied in der VVN. Nicht ohne Grund. Denn das für mich persönlich wichtigste Datum in diesem Jahr wird im Mai liegen. Dann, wenn für meine Verwandten, die in den Konzentrationslagern Dachau und Neuengamme brutal gequält und dann ermordet wurden, endlich Stolpersteine verlegt werden.
Warum ich das hier erwähne? Es wird euch gleich deutlich werden.
Diese Konferenz ist zusammen getreten, um weitere Aktionen der Friedensbewegung im Rahmen des Friedenswinters zu diskutieren und zu beschließen. Wie immer auf einer klaren antimilitaristischen und antifaschistischen Grundlage!
Umso irritierender ist es deshalb für mich, wenn ich gestern in der taz ein Interview mit Monty Schädel lesen musste. Ein Interview, verfasst, um uns hier so richtig in Stimmung zu bringen
und um die Friedensbewegung zu spalten!
Auf die Frage worum es bei dieser Konferenz gehen würde, antwortet Monty wörtlich
Ja. Es wird auch darum gehen, wie der so genannte Friedenswinter, um diesen Propagandabegriff zu verwenden, zu bewerten ist.
Und auf die Frage, ob dieser Friedenswinter, diese Kampagne der Friedensbewegung, die Monty nun zum Propagandabegriff erklärt, denn nun weitergehen sollte, antwortet Monty
Ganz klar: Nein. Der Grundkonsens der Friedensbewegung war immer, dass sie internationalistisch, antimilitaristisch und antifaschistisch ist.
Aber was heißt denn das im Umkehrschluss? Hat es jemals eine Aktion, eine Demonstration, einen Aufruf oder eine Stellungnahme im Rahmen des Friedenswinters gegeben, die nicht antimilitaristisch, die nicht internationalistisch, die nicht antifaschistische Positionen klar bezogen hat?
Monty: ich verlange von Dir, dass du uns hier auf dieser Konferenz das erläuterst, dass du hier vor uns allen dazu Stellung nimmst. Und zwar ganz konkret und unter Nennung der Personen oder der konkreten Ereignisse, die es dir gestatten, diesen unverschämten Vorwurf zu erheben!
Denn so, wie du es hier machst, geht es nicht. Denn damit wird Vertrauen und Gemeinsamkeit deutlich zerstört.
Aber es kommt noch schlimmer, denn in der gleichen Ausgabe der taz finden wir auch einen längeren Artikel unter der Überschrift Neurechte Friedensbewegung Tausend mal berührt. Und rede dich bitte nicht raus, denn in deinem Facebook Profil forderst du, Monty, Lesende dazu auf:
dazu gelesen werde sollte auch der Artikel Tausend Mal berührt
In diesem Artikel wird unterstellt, dass der Friedenswinter, also wir alle, von antisemitischen Positionen durchdrungen sei. Wörtlich wird festgestellt: Der Friedenswinter ist ein Querfront-Projekt.
Als Nachweis dafür werde auch ich aufgeführt:
So erklärte der Hamburger Ostermarsch- und Friedenswinter-Aktivist Andreas Grünwald, er träume davon, einfach mal die Zwänge fallen zu lassen und sich mit Konservativen und Rechten mit Nato und EU anzulegen.
Wohlgemerkt: als Rechte tauchen in diesem Artikel keine Konservativen, sondern Anhänger des Nationalen Sozialismus, also Nazis, Antisemiten und offene Rassisten und Hooligans auf.
Was hatte ich tatsächlich gesagt? In einer kleinen Facebook-Notiz aus Anlass des Regierungswechsels in Griechenland? Ich hatte festgestellt, dass es mich erstaunt, wenn einige Personen aus der politischen Linken immer sehr scharf reagieren, wenn auch Rechte und Konservative sich in der Friedensbewegung engagieren, während sie gleichzeitig die Widersprüchlichkeit der griechischen Koalitionsregierung aber als Erfolg begrüßen. Ganz klar und völlig eindeutig hatte ich aber auch herausgestellt, dass es in der Friedensbewegung Zusammenarbeit nicht geben kann, soweit diese Personen neofaschistisch, antisemitisch oder rassistisch agieren. Ich hatte deutlich gesagt, dass da die Grenze liegt!
Monty Schädel: Was gibt dir und deinen Freunden bei der taz eigentlich das Recht Angehörige der Friedensbewegung in dieser Weise zu denunzieren?
Teil des Artikels ist eine weitere Bemerkung, die offenbar mit Dir besprochen ist:
Der Antimilitarist Monty Schädel etwa knüpfte seine Teilnahme [an der Konferenz] an die Bedingung, dass die Hamburgerin McClean nicht, wie zunächst geplant, einen Workshop moderieren dürfe. Katrin wurden in dem Artikel nationalistische Abweichungen nachgesagt.
Ich will es Dir deutlich sagen: Katrin gehört in Hamburg zu jenen, die ganz eindeutig Positionen des Friedenswinters vertreten, die eine eindeutig antirassistische und antifaschistische Haltung einnehmen, an der es nicht den geringsten Zweifel gibt! Nimm zur Kenntnis: Sie gehört zu jenen, die in Hamburg gemeinsam mit Esther Bejarano, der Ehrenvorsitzenden der Hamburger VVN und Vorsitzenden des Auschwitzkomitees, zur Beteiligung am Ostermarsch aufgerufen hat und die diesen aktiv mit vorbereitet. Sie hat unser volles und uneingeschränktes Vertrauen.
Ich frage: Was gibt euch das Recht diese aufrichtige Frau so zu beleidigen?
Ich fordere Dich hiermit dazu auf uns hier dazu Auskunft zu geben, dich zu entschuldigen, oder aber eure Vorwürfe zu belegen, wann und wo Katrin jemals bei ihren Reden inhaltlich von diesen Grundsätzen abgewichen ist.
Sonst aber schweig!
es folgten noch zwei Sätze zu den weiteren Perspektiven der Friedensbewegung.