Hamburg, 08.06.2012

Offizielles Programm von Syriza / Griechenland / Eigenübersetzung

Der tägliche Informationsdienst der Refundatione Comunista hat am 29. Mai das offizielle Programm der griechischen Linkskoalition Syriza dokumentiert. Aus dem Italienischen wurde der Text dann für die Webseite http://www.countercurrents.org/ ins Englische übersetzt. Ich habe das nun ins Deutsche übersetzt, wobei ich alle Leser darum bitte zu beachten, dass ich selbst kein Sprachspezialist bin und auch kein Dolmetscher. Für eine offizielle Verwendung sollte deshalb das englische Original genutzt werden. Auch wenn ich auf die nachfolgenden Zeilen somit keine 100-prozentige Garantie geben kann, so vermittelt der Text uns trotzdem einen interessanten Einblick in die griechischen Verhältnisse und in die Politik von Syriza. Andreas

Programm von Syriza

1. Moratorium hinsichtlich der Verschuldung der öffentlichen Haushalte. Neuverhandlung der fälligen Zinsen und Aussetzung aller Zahlungen, bis eine Wiederbelebung der griechischen Wirtschaft, Wachstum und Beschäftigung, erreicht sind. Wir fordern von der Europäischen Union, die Rolle der Europäischen Zentralbank dahingehend zu ändern, dass aber über diese auch öffentliche Investitionsprogramme finanziert werden können.

2. Anhebung des Einkommensteuersatzes / Spitzensteuersatzes auf 75% für alle Einkommen über 500.000 Euro.

3. Veränderung der Wahlgesetze in Richtung eines Verhältniswahlrechtes.

4. Anpassung der Besteuerung für große Unternehmen auf das in Europa übliche Niveau.

5. Einführung einer Finanztransaktionsteuer und einer Sondersteuer für Luxusgüter.

6. Verbot der Finanzspekulation mit Derivaten.

7. Beseitigung der finanziellen Privilegierung für die Kirche und die Schiffbauindustrie.

8. Das bisher vorhandene Bankgeheimnis muss dahin gehend verändert werden, dass eine Bekämpfung der Kapitalflucht ins Ausland möglich wird.

9. Drastische Reduktion der Ausgaben für das Militär.

10. Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Höhe von 750 Euro pro Monat.

11. Regierungs-, Bank- und Kirchengebäude sollten Obdachlosen geöffnet werden.

12. Einführung von Schulspeisungen in den Öffnen Schulen, um für alle Kinder ein kostenloses Frühstück und Mittagessen zu ermöglichen.

13. Wir fordern eine kostenlose Nutzung der Einrichtungen des Gesundheitswesens für Erwerbslose, Obdachlose und Geringverdienern.

14. Ärmere Familien, die mit Hypotheken belastet sind und ihre Zahlungen nicht erfüllen können, sollten staatliche Zuschüsse in Höhe von 30% auf die Hypothek erhalten

15. Erhöhung der Subventionen für die Erwerbslosen. Mehr staatliche Maßnahmen zum Schutz für Familien, vor allem Alleinerziehenden, aber auch für Rentnerinnen und Rentner, Behinderte und für Familien mit geringem Einkommen.

16. Steuersenkungen für alle lebensnotwendigen Güter.

17. Verstaatlichung der Banken.

18. Rekommunalisierung ehemals staatlicher Einrichtungen, die privatisiert wurden in strategisch wichtigen Bereichen des Verkehrswesens, der Post und der Energiebetriebe.

19. Umorientierung in der Energiepolitik: Präferenz für erneuerbare Energien und dem Schutz der Umwelt.

20. Gleiche Löhne für Männer und Frauen.

21. Einschränkung von Leih- und Zeitarbeit. Umwandlung in feste, unbeschränkte Arbeitsverhältnisse.

22. Ausbau des Systems der Arbeitnehmerrechte. Gehaltserhöhungen für Teilzeitbeschäftigte.

23. Vollständige Wiederherstellung der Systeme des kollektiven Arbeitsrechts.

24. Mehr staatliche Inspektionen im Bereich der Arbeit, Neujustierung des Systems für öffentliche Aufträge.

25. Eine Verfassungsänderung mit klarer Trennung von Staat und Kirche. Aufnahme eines Rechts auf Bildung, Gesundheitsversorgung und einer Garantie zum Schutz Umwelt.

26. Über alle Verträge und Abkommen mit der Europäischen Union sind Volksabstimmungen erforderlich.

27. Abschaffung der Privilegien für Abgeordnete und Minister. Die Justiz soll ohne Vorbedingungen das Recht haben auch gegen Abgeordnete und Minister zu ermitteln.

28. Entmilitarisierung des Küstenschutzes und der Spezialtruppen für die Bekämpfung von Unruhen im Inneren. Polizisten soll es verboten sein Masken zu tragen bzw. bei Demonstrationen von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Die Polizisten müssen geschult werden, um sich mit den Problemen der Einwanderung, aber auch bei Drogendelikten besser verhalten zu können. Sie sollen soziale Faktoren berücksichtigen.

29. Garantie der Menschenrechte auch in den Haftanstalten für Einwanderer.

30. Erleichterung der Familienzusammenführung von Menschen mit Migrationshintergrund.

31. Nicht Drogensüchtige, nicht der Konsum soll illegalisiert und bekämpft werden, sondern der Drogenhandel. Der Staat muss mehr Mittel für die Rehabilitationseinrichtungen aufbringen.

32. Wir sind für ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung, dass in den Gesetzen verankert sein muss.

33. Aufstockung der Mittel für das öffentliche Gesundheitswesen auf das in Europa übliche Niveau, also auf etwa 6 % des Bruttoinlandsprodukts. In Griechenland liegt dieses nur bei etwa 3%.

34. Beseitigung der Zahlungen von Bürgern für die nationalen Gesundheitsdienste. Private Kliniken sollen verstaatlicht werden. Eine privatrechtliche Beteiligung am nationalen Gesundheitssystem ist auszuschließen.

35. Abzug der griechischen Truppen aus Afghanistan und aus dem Balkan. Griechische Soldaten sollen jenseits der eigenen Grenzen nicht eingesetzt werden.

36. Kündigung der militärischen Zusammenarbeit mit Israel. Unterstützung der Palästinenser für einen eigenen Staat, in den Grenzen von 1967.

37. Stabilisierung / Normalisierung des Verhältnisses zur Türkei.

38. Schließung aller ausländischen Militärbasen in Griechenland. Austritt aus der Nato.

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Hamburg, 07.06.12

Das Kuratorium der Hamburger Gedenkstätte Ernst Thälmann, macht auf die feierliche Verlegung von Stolpersteinen für in der Nazi-Zeit ermordete Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft vor dem Rathaus am 08. Juni aufmerksam:

Stolpersteine werden um 10:30 Uhr verlegt und eingeweiht für die folgenden ehemaligen Abgeordneten:

Dr. Kurt Adams, MdHB 1924-1933 SPD, tot am 7.10.1944; Etkar Josef André, MdHB 1921 KPD, im UG Holstenglacis hingerichtet am 4.11.1936; Bernhard Bästlein MdHB seit 1921 KPD, im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet am 18.9.1944; Adolf Biedermann MdHB 1919 – 1927 SPD, am 11.5.1933 wurde er tot aufgefunden; Gustav Brandt MdHB 1931-1933 KPD, erschossen durch die SS im April 1945; Valentin Ernst Burchard MdHB 1932 – 1933 DStP, ermordet in Minsk; Dr. Max Eichholz MdHB 1920-1933 DDP / DStP, in Auschwitz ermordet am 12.1.1943; Hugo Eickhoff MdHB 1931-1933 KPD, gestorben im Sonderbataillon Dirlewanger am 15.12.1944 in Rumänien; Dr. Theodor Haubach MdHB 1927 – 1929 SPD, hingerichtet in Berlin Plötzensee am 23.1.1945; Wilhelm Heidsiek MdHB 1933 SPD, in Neuengamme am 7.11.1944 umgebracht; Ernst Henning MdHB 1928-1931 KPD, in Kirchwerder am 14.03.1931 von der SA erschossen; Hermann Hoefer MdHB 1928-1931 KPD, gestorben an den Haftfolgen; Franz Jacob MdHB 1932-1933 KPD, im Zuchthaus Brandenburg-Görden enthauptet am 18.9.1944; Friedrich Lux MdHB 1928 – 1933 KPD, misshandelt in der Gestapo-Zentrale und tot am 6.11.1933; Fritz Simon Reich MdHB 1927 – 1928 Reichspartei des dt. Mittelstandes, ermordet am 31.5.1944; August Schmidt MdHB 1928-1931 KPD, gestorben an den Haftfolgen am 3.8.1939; Otto Schumann MdHB 1931-1933 SPD, gestorben am 3.5.1945 auf dem Todesmarsch der „Cap Arcona“; Theodor Skorzisko MdHB 1931-1932 KPD, Schicksal unbekannt; Ernst Thälmann MdHB 1919-1933 KPD ermordet am 18.8.1944; Hans Westermann MdHB 1928-1930 KPD erschlagen am 16.3.1935.

Der Vorsitzende des Kuratoriums Hein Pfohlmann bittet darum Blumen mitzubringen und diese vors Rathaus zu legen.

Dazu folgender Hinweis: Ich selber mache im nächsten Jahr aus Anlass des 80. Jahrestages von 1933 mehrere Rundgänge durch Hamburg, die als Kooperationsveranstaltungen mit der Hamburger Volkshochschule stattfinden:

Der erste Rundgang findet am 08. Mai 2013 statt:
Beginn um 17:30 Uhr vor der Jacobikirche, Jacobikichweg. Anmeldungen sind ab Herbst dieses Jahres über die Hamburger Volkshochschule möglich. Der Ankündigungstext ist folgender:

Im März 1933 begannen auch in Hamburg die Razzien und Hausdurchsuchungen um Regimegegner aufzuspüren. Wir suchen die Wirkungsstätten solcher Menschen auf, die für ihren Widerstand gegen die Diktatur sterben mussten. Ihre Spuren finden wir am Jungfernstieg, am Alten und Neuen Wall, auch in der Mönckebergstraße. Wir hören von ihrem Leben, ihren unterschiedlichen Motiven und ihrem Schicksal in der Nazizeit.

Der zweite Rundgang ist am 01. August 2013:
Beginn um 16 Uhr am S-Bahnhof Holstenstraße. Anmeldungen sind ab Herbst dieses Jahres über die Hamburger Volkshochschule möglich. Der Ankündigungstext ist folgender:

Vor 80 Jahren – am 1. August 1933 – gab es die ersten Hinrichtungen durch die Nazi-Justiz: Vier junge Arbeiter wurden im Hof des heutigen Altonaer Amtsgerichts mit dem Handbeil ermordet. Den Anlass dafür bot der „Altonaer Blutsonntag“ vom 17. Juli 1932, als rund 7.000 SA-Uniformierte durch die verwinkelten Gassen des „roten Altona“ marschieren wollten. Wir erkunden die Hintergründe der damaligen Ereignisse.

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