18. Juni 2007

Nach Verkauf von Hamburger Landeskliniken an Asklepios-Konzern »flüchten« die Mitarbeiter zu Hunderten

Hoffnungsvoll und gespannt richten sich die Blicke von fast 11 500 Mitarbeitern der As­klepios-Kliniken in Hamburg am heutigen Montag auf eine Sitzung des Aufsichtsrats. Sie erwarten Beschlüsse zur Beschäftigungssicherung und für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Sonst bestehe die Gefahr, daß der Betrieb »zerbrösele«, sagte Betriebsratsvorsitzende Katharina Ries-Heidtke. Sie verwies auf fast 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich schon jetzt dafür entschieden haben vom ihrem Rückkehrrecht in den öffentlichen Dienst Gebrauch zu machen. Ihnen würden bis zum 30. Juni noch Hunderte Mitarbeiter folgen, falls nichts geschehe, befürchtet Ries-Heidtke. Am 30. Juni endet die Frist für das Rückkehrrecht. Dieses haben im früheren Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) alle Mitarbeiter, die hier schon vor 1995 beschäftigt waren. Die Rückkehrmöglichkeit war ein Zugeständnis an die Gewerkschaft, als Anfang des Jahres die kommunalen Mehrheitsanteile des bislang städtischen Unternehmens an den Gesundheitskonzern Asklepios verkauft wurden.

Initiativen für eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen erhoffen sich die Mitarbeiter vor allem durch den Senat. Hamburg ist nach wie vor Minderheitsgesellschafter und muß auch die Kosten für die Rückkehr der Mitarbeiter in den öffentlichen Dienst tragen. Für die tausend, die sich bereits dafür entschieden haben, sind dies rund 50 Millionen Euro im Jahr. Asklepios übernimmt davon im Rahmen einer Ausgleichszahlung lediglich 15 Millionen. Doch am schwersten wiegt wohl, daß Hamburg für seine Rückkehrer keine Beschäftigungsmöglichkeiten hat.

Dennoch hält die »Fluchtwelle« an. Unter denen, die Asklepios davonlaufen sind ganze Operationsteams, Mitarbeiter der Anästhesie und Endoskopie, aus den Labor- und Blutspendediensten, aus der Verwaltung und Technik – vor allem aber Hunderte Pflegekräfte. Schlimmer als bei Asklepios könne es nicht werden, meinen hier viele. Während sich die Geschäftsführung des Konzerns beharrlich weigert, Beschäftigungsgarantien auszusprechen, werden ständig neue Umstrukturierungspläne entwickelt. Die Arbeit auf den Stationen der Krankenhäuser verdichtet sich. Ganze Bereiche, wie die Servicebetriebe und die Verwaltung, will das Unternehmen zudem einfach outsourcen.

Damit die Versorgung der Patienten gesichert bleibt, müsse nun der Senat eingreifen, sagen die Betriebsräte. Mit einem offenen Brief wandten sie sich in der vergangenen Woche an alle Bürgerschaftsfraktionen. Antworten liegen bisher nicht vor.

Verwendung: Junge Welt vom 18. Juni 2007
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