Düsseldorf: Mietergruppen, Gewerkschaften und Opposition starten Volksinitiative gegen von Regierung geplanten Verkauf landeseigener Wohnungen

Erneut darf sich die nordrhein-westfälische Landesregierung auf ganze Waschkörbe voller Protestschreiben freuen. Denn in der Landeshauptstadt Düsseldorf wollen am heutigen Dienstag nicht nur Mietergruppen, sondern auch Opposi­tionsparteien und Gewerkschaften eine neue Volksinitiative starten. Der Protest richtet sich gegen Planungen der Regierung, die Landesentwicklungsgesellschaft zu verkaufen, die im Besitz Nordrhein-Westfalens befindliche Wohnungen verwaltet. Im Gespräch ist der Verkauf von bis zu 100000 Wohnungen. Die Veräußerung ist Bestandteil des Koalitionsvertrages der Regierungsparteien CDU und FDP. Bis zum Juli soll ein Bankenkonsortium den Verkaufswert ermitteln.

Zum Bieterkreis werden voraussichtlich Immobilienfonds wie die Deutsche Annington Immobilien Gruppe (DAIG) und Fortress gehören. DAIG-Geschäftsführer Volker Riedel hatte erst kürzlich angekündigt, den DAIG-Wohnungsbestand in der BRD von derzeit 230000 auf über 500000 erhöhen zu wollen, »in fünf bis zehn Jahren möglicherweise sogar auf eine Million«.

Gegen solche Privatisierungsabsichten will der Mieterbund nun »alle Bürger des Landes mobilisieren«, so dessen Sprecherin Annette Dalstein-Troendle. Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht, denn die Volksinitiative wird auch von den Gewerkschaften sowie von sämtlichen Oppositionsparteien des Landes unterstützt. Sowohl von denen im Landtag, als auch von Linkspartei.PDS und WASG. Damit der geplante Verkauf erneut im Landtag behandelt wird, ist die Sammlung von mindestens 66000 Unterschriften nötig.

Die schwarz-gelbe Landtagsmehrheit hatte sich indes erst kürzlich über eine Volksinitiative hinweggesetzt, die sich gegen Streichungen bei den Jugendeinrichtungen wandte, obwohl sich mehr als 500000 Bürger mit ihrer Unterschrift dagegen gewandt hatten.

Volksinitiativen sind in NRW wie auch anderswo häufig ein stumpfes Schwert, weil die anschließende Einleitung eines Volksentscheides nicht möglich ist, wenn die Finanzen des Landes davon berührt wären.

http://www.jungewelt.de/2006/06-27/014.php