Demonstration mit über 10 000 Teilnehmern in Strasbourg. Weitere Streikwelle in vielen europäischen Häfen
Mehr als 10 000 Hafenarbeiter aus vielen Ländern haben am Montag vor dem Europäischen Parlament in Strasbourg gegen die Annahme der Dienstleistungsrichtlinie Port Package II demonstriert. An der Spitze des kilometerlangen Demonstrationszuges zogen 2 000 Hafenarbeiter aus Spanien, ihnen folgten Tausende aus Frankreich und Portugal. Mit über 60 Bussen waren Belgier angereist, ihnen schlossen sich Delegationen aus Deutschland, Malta, Zypern, Griechenland, Polen, Holland, Dänemark, Italien, Großbritannien, Schweden und vielen anderen europäischen Ländern an. Sogar aus Australien und von der Westküste der USA waren Hafenarbeiterdelegationen nach Strasbourg gereist.
Bernt Kamin, Betriebsratsvorsitzender des Gesamthafenbetriebs Hamburg, war mit 280 Kollegen gekommen. »Diese Demonstration ist unglaublich groß und kämpferisch«. sagte er zu junge Welt. »Die Hafenarbeiter haben unmißverständlich klargemacht: Port Package wird es mit uns nicht geben!« In einer ersten Streikwelle hatten die Hafenarbeiter der deutschen Seehäfen schon am Mittwoch letzer Woche die Arbeit niedergelegt.
Parallel zur Demo standen in vielen Häfen die Kräne still, u. a. in Barcelona, Lissabon, Nantes, Bordeaux, La Rochelle und Dünkirchen. Auch in Schweden legten die Hafenarbeiter für drei Stunden die Arbeit nieder. In den Niederlanden gab es kleinere Streiks, u. a. in Rotterdam, Amsterdam und Vlissingen. In Belgien beteiligten sich allein in Antwerpen 3 000 Hafenarbeiter am Arbeitskampf.
Streiks und Demo richten sich gegen die neue EU-Richtlinie Port Package II, von der die Hafenarbeiter den Verlust von Arbeitsplätzen, die Einschränkung sozialer Standards und Gehaltsverlust befürchten. Eine ähnliche Richtlinie, damals Port Package I genannt, war schon vor zwei Jahren an den Hafenarbeitern gescheitert. Die Abstimmung über Port Package II ist für Mittwoch vorgesehen. Nach Ansicht von Beobachtern ist die Chance deutlich gestiegen, daß auch dieser zweite Versuch der EU-Bürokraten scheitert.
http://www.jungewelt.de/2006/01-17/005.php