Hamburgs Krankenhausträger wollen abgesenkten Branchentarif durchsetzen. Gewerkschaft fordert neue Verhandlungen und kündigt heißen Herbst an
Nach den Streikaktionen in verschiedenen Universitätskliniken Baden-Württembergs (jW berichtete) kündigt sich nun auch in den großen Hamburger Krankenhäusern ein Arbeitskampf an. Hintergrund ist der Austritt der Arbeitgeber des privatisierten Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) mit 12600 Mitarbeitern und der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft, in der viele kleinere Krankenhausträger vereinigt sind, aus der »Arbeitsrechtlichen Vereinigung Hamburg«. Ihr Ziel war es, so Lohnkürzungen durchzusetzen. Ende September folgte das städtische Universitätsklinikum mit seinen über 6 000 Mitarbeitern. Flugs gründeten die Krankenhausträger einen eigenen Arbeitgeberverband und wollen mit diesem nun einen abgesenkten Branchentarif durchsetzen.
Inzwischen hat auch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di adäquat reagiert, wie es Beschäftigte in den Krankenhäusern seit längerem einfordern. Ver.di-Chef Wolfgang Rose kündigte an, daß ein Arbeitskampf mit Streikmaßnahmen nur noch zu verhindern sei, wenn die Arbeitgeber an den gemeinsamen Verhandlungstisch zurückkämen. Die Signale stünden auf Streik, betonte der Gewerkschafter.
Nach Berechnungen von ver.di müßte eine durchschnittliche Krankenschwester mit den neuen Gehaltsstrukturen, wie sie die Klinikbosse durchsetzen wollen, einen Verdienstausfall von 700 Euro hinnehmen. Rose stellte in diesem Zusammenhang die Frage, ob die Arbeitgeber überhaupt zu ernsthaften Verhandlungen mit der Gewerkschaft bereit seien. Bisher würden diese in Separatgesprächen mit Standesorganisationen der Ärzte eher versuchen, vollendete Tatsachen zu schaffen. Während für das ärztliche Personal dabei sogar Lohnerhöhungen diskutiert werden, sollen andere Lohnabbau hinnehmen.
Wie Mitarbeiter aus dem LBK gegenüber jW mitteilten, ist die Kampfbereitschaft in der Belegschaft groß. Dort hat sich wegen der Privatisierung des größten Hamburger Arbeitgebers zum Jahresbeginn und dem anschließenden Weiterverkauf eines der sieben Krankenhäuser des LBK und geplanter Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen schon jetzt beträchtlicher Unmut angestaut.
Warnstreiks werden bereits für die nächsten 14 Tage erwartet. Da auch die Mitarbeiter in den Behörden und Verwaltungen der Stadt, die ebenfalls den Bundesangestelltentarif kündigte, dabei sind, Warnstreiks vorzubereiten, steht der Hansestadt ein heißer Herbst bevor.
http://www.jungewelt.de/2005/10-14/020.php